Mitten im Übernahmekampf um die österreichische Addiko -Bank hat die Europäische Zentralbank (EZB) einer einflussreichen Investorengruppe aus Serbien die Nutzung ihrer Stimmrechte untersagt. Begründet wurde die Verfügung, über die Addiko per Ad-hoc-Mitteilung informierte, damit, dass die serbischen Großaktionäre Alta Pay und Diplomat Pay gemeinsam eine qualifizierte Beteiligung von 19,62 Prozent an der Addiko hielten – es aber unterlassen hätten, dies der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) anzuzeigen. Die Investoren waren zuvor durch verspätet abgegebene Pflichtmitteilungen an die Börse aufgefallen, die zuweilen später zurückgezogen worden waren.
Der Bescheid erging drei Tage vor dem auf diesen Freitag festgelegten Ende eines von der slowenischen Großbank NLB abgegebenen Übernahmeangebotes für die Addiko. NLB will nach dem im Juli verbesserten Angebot 22 Euro je Addiko-Aktie zahlen, alles in allem etwa 430 Millionen Euro. Das Management der Addiko hatte seinen Anteilseignern unlängst die Annahme der Übernahmeofferte empfohlen.
Die viel größere NLB will mit Addiko die führende Bank auf dem westlichen Balkan werden. Im Falle einer Übernahme sei man „die einzige Bank, die das ganze frühere Jugoslawien abdeckt“. Anders als Addiko ist die NLB auch im Kosovo und in Nordmazedonien präsent, nicht aber in Kroatien. Dieser Markt sei für die NLB „von großem Interesse“, hatte der Vorstand mehrfach betont. Die Slowenen machen aber zur Bedingung, dass sie eine „bedeutende Mehrheitsbeteiligung“ an der Addiko erwerben. Mehrfach wurde diese mit mindestens 75 Prozent angegeben. Solange die Slowenen nicht auf diese Schwelle verzichten, dürften die serbischen Investoren um den Geschäftsmann Davor Macura samt Optionen über eine Sperrminorität verfügen. Deshalb waren zuletzt selbst Vertreter der NLB nicht vom Erfolg ihrer Offerte ausgegangen.
EZB-Entscheidung erhöht den Druck
„Die Querelen um die Anteilsübertragungen und der kolportierte Aktionärshintergrund sorgte der EZB wohl für zu viel Chaos“, kommentierte Florian Beckermann, Vorstand des österreichischen Interessenverbands für Anleger. Das „späte Machtwort des Regulators“ sei aber gut für den Kapitalmarktstandort. Die EZB-Entscheidung erhöhe nun den Druck auf Alta Pay und verbundene Investoren, das NLB-Übernahmeangebot anzunehmen. Ob die Annahmeschwelle von 75 Prozent erreicht werde, sei jedoch weiterhin offen. „Sollte NLB nicht erfolgreich sein, steuert die Gesamtheit der Aktionäre auf eine ungewisse Zukunft zu“, warnte Beckermann.
An der Wiener Börse gerieten Addiko-Papiere am Mittwoch nach Bekanntwerden des EZB-Eingreifens zunächst unter Verkaufsdruck und notierten zeitweise unter 20 Euro, was für Skepsis bezüglich des Gelingens der Übernahme sprechen dürfte. Die NLB hatte zwar angekündigt, den Aktionären später gegebenenfalls eine neuerliche Offerte zu unterbreiten, muss damit allerdings aus rechtlichen Gründen mindestens ein Jahr warten.
Kenner der Szene befürchten jedoch, dass sich die hinter Alta Pay stehenden Investoren um Macura, dem in Medienberichten eine enge Beziehung zum serbischen Staatschef Aleksandar Vučić attestiert wird, bis dahin mithilfe ihrer Stimmrechtsanteile die Kontrolle über den Aufsichtsrat sichern könnten. Das wäre mit der nun ergangenen Verfügung der EZB bis auf Weiteres ausgeschlossen.
Weiterer Interessent an der Bank
Laut EZB werden die mit Alta Pay und Diplomat Pay verbundenen Stimmrechte vorerst ruhend gestellt. Ein vom Handelsgericht Wien bestellter Treuhänder soll über sie so lange wachen, bis die EZB feststelle, dass der Beteiligungserwerb nach dem österreichischen Bankengesetz nicht verboten gewesen wäre. Beide handeln nach Feststellung der EZB gemeinsam und überschritten damit die meldepflichtige Zehn-Prozent-Schwelle für eine qualifizierte Beteiligung. Die Bankenaufsicht legte ferner fest, dass die Stimmrechte auch für alle weiteren Addiko-Aktien, die die Investoren „ohne vorherige Mitteilung“ erwürben, gesperrt seien.
Ebenfalls Interesse an der Addiko-Bank hat die Agri Europe Cyprus, die dem serbischen Geschäftsmann Miodrag Kostić zugerechnet wird. Er besitzt bereits 10 Prozent der Aktien und hatte für weitere 17 Prozent einen Preis von 16,24 Euro je Addiko-Aktie geboten.
Die Addiko-Bank ist 2015 aus der untergegangenen österreichischen Bankengruppe Hypo-Alpe-Adria entstanden. Addiko betreibt über sechs Tochterbanken in Kroatien, Slowenien, Bosnien und Hercegovina, Serbien und Montenegro Geldgeschäfte mit Konsumenten und kleineren Unternehmen. Im ersten Halbjahr hatte die Gruppe ihren Nettogewinn um 31,5 Prozent auf 25,5 Millionen Euro ausgeweitet. Das Ergebnis spiegele eine „solide Geschäftsentwicklung, Zinsanpassungen, Rückstellungen für Rechtsfälle und relativ geringe Kreditverluste wider“, hieß es. Doch drückten durch die Übernahmeangebote entstandene unvorhergesehene Kosten die Eigenkapitalrendite, die im laufenden Jahr nur noch sechs statt 6,5 Prozent erreichen werde.
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